Wie kann man Mehr Gefühle zeigen?

Unsere menschliche Seite

Was sind Grundgefühle? Wie entstehen sie und warum ist es wichtig, sie zu zeigen?

Wer seine Gefühle wie Freude, Wut und Trauer zeigt, hat mehr vom Leben.

Gefühle sind körperliche Reaktionen auf innere oder äußere Reize. In der Regel ist es nicht nur eine körperliche Reaktion, sondern es sind viele. Für jedes Gefühl gibt es typische Kombinationen, die allerdings von Mensch zu Mensch variieren.

Als Beispiel soll uns das Gefühl „Wut“ helfen. Menschen, die wütend werden, empfinden oft eine Verengung der Brust, einen beschleunigten Herzschlag, eine große Anspannung in den Gliedmaßen und eine Art (mentaler) Fokussierung: die Stirn zieht sich zu Zornesfalten zusammen, die Gedanken kreisen um das Objekt, das sie wütend macht.

Wut fühlt sich nach „Draufgehen“ an.

Ganz anders die Angst. Auch hier beschleunigt der Puls, aber die Augen weiten sich. Die Gliedmaßen verlieren ihre Spannung, viele Menschen fühlen sich wie gelähmt. Die Angst fühlt sich nach „Ausweichen“ und „Vermeiden“ an.

So wie Gefühle ein Potpourri verschiedener körperlicher Reaktionen ist, so gibt es auch Gefühle wie die Eifersucht als ein Mix verschiedener „Gefühle“ wie (Verlust-)Angst, Wut, Neid oder geringem Selbstvertrauen.

Gefühle haben also einen charakteristischen körperlichen Ausdruck, der in dieser Kombination als ein bestimmtes Gefühl empfunden werden.

Wie Gefühle entstehen

Dass ein Gefühl einfach aus dem Nichts und ganz ohne Grund auftaucht, ist sehr unwahrscheinlich. Warum sollten wir ohne Grund traurig werden? Oder wütend?

Natürlich haben wir manchmal den Eindruck, als würde uns gerade ein Gefühl mit aller Gewalt überkommen. Aber meistens gibt es trotzdem einen Auslöser dahinter – nur ist er uns nicht bewusst.

Oben habe ich geschrieben, dass Gefühle durch innere oder äußere Reize ausgelöst werden. Das ist sehr unspezifisch beschrieben. Um die Entstehung von Gefühlen zu präzisieren, muss noch gesagt werden, dass auf jeden äußeren Reiz bestimmte Gedanken folgen.

Das ist nicht für jeden nachvollziehbar. Denn manchmal werden wir uns unserer Situation erst bewusst, wenn wir schon mitten in unseren stressigen Gefühlen stecken. Den Auslöser oder die folgenden Gedanken haben wir gar nicht mitbekommen.

Ein Auslöser könnte beispielsweise einen Autofahrer sein, der uns eng überholt und vor uns scharf zurück auf die rechts Spur wechselt. Auf diesen Reiz folgt der Gedanke: „Idiot!“ und nahezu zeitgleich Wut oder auch Angst vor einer gewissen Unberechenbarkeit.

Den Vorgängen eine Bedeutung geben

Der „Idiot“ ist nicht nur ein äußerer Reiz, ein Auslöser, sondern der „Idiot“ ist auch eine Abwertung. Unser Verstand hat diesem Überholvorgang eine negative Bedeutung gegeben.

Dieses Bedeutung-Geben ist sehr wichtig, um die Entstehung von Gefühlen zu verstehen. Situationen und Ereignisse, die für uns keine Bedeutung haben, lösen auch keine Gefühle aus. Sie bleiben neutral und wir schenken ihnen kaum Beachtung.

Als Beispiel nehme ich den äußeren Reiz „Hunde“.

Wenn Hunde eine positive Rolle in meinem Leben spielen, fallen mir bei jedem Spaziergang sofort die Hundebesitzer auf. Ich erkenne die Hunderasse und fälle möglicherweise ein Urteil über den Besitzer. Ich schätze ihn ein. Hund und Hundebesitzer berühren mich. Im besten Fall freudig. Vielleicht auch ablehnend.

Sollte ich allerdings einmal eine schlechte Erfahrung mit Hunden gemacht haben, fallen mir zwar auch die Spaziergänger mit einem Hund auf, aber ich bekomme Angst, dass der Hund mich beißen könnte.

Haben Hunde in meiner Welt jedoch überhaupt keine Bedeutung und habe ich weder eine gute noch eine schlechte Beziehung, denke und fühle ich bei der Begegnung mit einem Hundebesitzer nichts.

Um die Reaktionskette zur Entstehung eines Gefühls auf den Punkt zu bringen:

1 – Reiz/Auslöser
2 – Gedanken/Beurteilung
3 – Gefühl

So ist es auch leicht verständlich, warum wir immer wieder große Enttäuschungen mit unserem Partner erleben. Wir haben bestimmte Gedanken und Erwartungen an ihn – „Er sollte pünktlich sein!“ –, aber er erfüllt diese bedeutungsvollen Erwartungen nicht. Wir reagieren mit Enttäuschung – eine Gefühlsmischung mit viel Wut – und wissen oft nicht, wie wir mit dieser Enttäuschung umgehen können.

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Gefühl oder Gedanke – was zuerst?

Es wird immer die Frage diskutiert, was zuerst da ist: Gefühl oder Gedanke.

Nicht wenige Menschen glauben, dass zuerst das Gefühl da ist und erst dann die Gedanken folgen. Als Argument dient der Hinweis auf die höheren Tiere, die auch z.B. Angst haben, obwohl sie keine Gedanken haben, wie wir sie kennen.

Es mag stimmen, dass Säugetiere keine formulierte Gedanken haben. Aber sie machen in ihrem Leben Erfahrungen wie wir.

So betrachtet ist also „Erfahrung“ die Basis für Gefühle. Nur können wir unsere Erfahrung – im Gegensatz zu den Tieren – als Gedanken in Worte fassen können. Die Basis aber bleibt die gleiche.

Die Grundgefühle?

Welche unterschiedlichen Gefühle und welche Grundgefühle gibt es?  Diese Frage wird sehr unterschiedlich beantwortet.

Im Internet kursieren Listen mit sehr heterogenen Begriffen, die in den Augen der Autoren Gefühle darstellen. Diese Listen sind teilweise uferlos. Dabei wird ansatzweise alles aufgelistet, was sich irgendwie nach Gefühl anhört. Es gibt eine Liste, bei der „Kein Gefühl haben“ auch ein Gefühl sein soll.

Die 4 Grundgefühle Freude, Wut, Trauer und AngstNach Vivian Dittmar gibt es fünf Grundgefühle: Die Freude, die Wut, die Trauer, die Angst (und die Scham). Das ist ein sehr handliches Paket von Gefühlen, mit dem sich gut „arbeiten“ lässt.

Ich habe mir einmal die Arbeit gemacht, mir eine „Liste der Gefühle“ aus dem Internet vorgenommen und alle etwa 80 Begriffe versucht einem der oben genannten Gefühle zuzuordnen.

Manche Begriffe sind sehr eindeutig wie Ärger oder Groll als Synonyme der Wut. Andere Begriffe wie beispielsweise ‚Enttäuschung‘ beinhalten Wut und Trauer und auch Angst.

Für manch einen Leser mag durch diese Reduzierung eine gewisse Differenzierung auf der Strecke bleiben, aber insgesamt wird das Handling einfacher, denn jedes der genannten Grundgefühle hat eine bestimmte Funktion in unserem Leben.

Gefühle sind eine Art Signal an uns, dass „etwas nicht stimmt“. Die Wut meldet ein Unrecht, das beseitigt werden soll. Die Angst warnt uns vor einer brenzligen Situation. Die Trauer fordert uns auf, loszulassen. Die Scham „reguliert“ unser Sozialverhalten und die Freude verkündet: Unser Leben ist gerade in allerbester Ordnung.

Gefühle, die keine Gefühle sind

Neben der Reduzierung einer Vielzahl von Gefühlen auf nur wenige Grundgefühle, ist es auch hilfreich genau zu unterscheiden zwischen Gedanken und Gefühlen. Das ist nicht immer einfach, weil sich im allgemeinen Sprachgebrauch irreführende Redewendungen etabliert haben. Was ein „Gefühl“ sein soll, ist oftmals nur ein Gedanke.

Nehmen wir einmal den Satz: „Ich habe das Gefühl, dass Kevin zu spät zur Verabredung kommen wird.“

Was soll das für ein Gefühl sein? Gemeint ist eher eine Ahnung, eine Intuition. Aber wo kommt sie her? Ist der Sprecher wirklich so hellseherisch und kann er die Kugel lesen, oder ist es vielmehr die oft gemachte Erfahrung mit Kevin, der meistens zu spät zu einer Verabredung kommt?

Wenn man die hellseherische Fähigkeit mal ausschließt und es sich um eine Erfahrung mit einem unpünktlichen Menschen handelt, dann müsste der Satz so lauten: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kevin in 9 von 10 Fällen zu spät kommt. Und deshalb glaube ich, dass er auch dieses Mal zu spät kommen wird!“

Natürlich ist das sehr umständlich formuliert. Aber es wird auch klar, dass es sich nicht um ein Gefühl handelt, sondern um eine Erfahrung.

von Susan David / Unimedica – 22,80 Euro (Buch).

Kein menschliches Merkmal ist wichtiger für ein erfolgreiches Leben als die Fähigkeit, eine Verbindung zu den eigenen Gefühlen herstellen zu können. Dieser innere Kontakt hilft die manchmal hohen Hürden in einer Beziehung erfolgreich zu überwinden.

Um doch noch ein Gefühle ins Spiel zu bringen, könnte der Sprecher ergänzen: „Meine Erfahrung sagt mir, dass Kevin wieder zu spät kommen wird. Das macht mich jetzt schon wütend!“

Selbstverständlich kann jeder so reden, wie er mag. Es geht hier nicht darum, im Alltag anders zu sprechen und einen Umständlichkeits-Modus einzuführen.

Aber es ist hilfreich und sorgt für mehr Klarheit, seine eigenen Sätze einmal genauer zu durchleuchten. Was ist an ihnen Gedanke, was ist tatsächlich Gefühl?

Wie kann man Gefühle zeigen?

Viele Menschen setzen Gefühle mit sichtbaren, äußeren Verhaltensweisen gleich und fragen sich, wie kann man seine Gefühle zeigen? Dabei muss das keine große Sache sein. Gefühle können sehr klein und fein sein.

Wichtig ist zunächst einmal, seine Gefühle zu spüren.

Gefühlsausdruck

Wir dürfen Gefühle und Ausdruck der Gefühle nicht in einen Topf werfen. Der Ausdruck ist nicht das Gefühl selbst.

Auch hat nicht jedes Gefühl „seinen“ spezifischen Ausdruck. Ein und dasselbe Gefühl kann sehr unterschiedlich ausgedrückt werden.

Die Unterschiede zwischen den Menschen können groß sein. Aber auch ein Mensch kann seine Gefühle sehr unterschiedlich ausdrücken. Man denke nur an einen Mann, der seinem Chef gegenüber voller Wut ist und deshalb seine Arbeit mehr schlecht als recht macht.

Daheim bei seiner Familie zeigt er seine Wut durch lautes Geschrei, das seine Frau und Kinder einschüchtert.

So hat jeder von uns „seinen“ Ausdruck für sein Gefühl. Jeder hat seine Strategie, seine Gefühle zu zeigen.

Über Männer und Frauen

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Dass Gefühl und Ausdruck des Gefühls nicht dasselbe sind, erkennt man auch daran, dass wir beispielsweise wütend auf unseren Partner sind. Wir streiten lautstark mit ihm, als plötzlich ein Anruf den Streit unterbricht. Sofort können wir auf freundlich umschalten, während des Telefonats „normal“ reden und nach dem Anruf wieder in der Wut-Modus gehen.

Im Ausdruck unserer Gefühle gibt es auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern. So ist Wut in unserer Gesellschaft ein „männliches“ Problem, weil Aggression und Gewalttätigkeit mit Wut gleichgesetzt wird.

Natürlich sind auch Frauen wütend, aber ihre Strategie, Wut auszuleben geht oft nicht über Aggression nach außen, sondern nach innen. Selbstsabotage. Gewalttätige Unterdrückung eigener Bedürfnisse.

Unterscheide also zwischen den Gefühlen und wie sie ausgedrückt werden. Und sie müssen gar nicht immer mit einem bestimmten Verhalten gezeigt werden.

Zunächst einmal geht es darum, seine Gefühle zu fühlen. Zu spüren. Wie das gefühlte Gefühl seinen Mitmenschen gezeigt und ausgedrückt wird, ist eine andere Sache. Manchmal reichen ja auch Worte: „Es macht mich total wütend, wenn ich sehe, wie du …“

Warum seine Gefühle zeigen?

Weil es uns menschlich macht.

Viele Menschen leiden an der emotionalen Vernachlässigung durch ihren Partner. Eine solche Vernachlässigung ist weniger Ausdruck für eine kritischen Situation in der Partnerschaft, sondern eher das Unvermögen eines Partners, sich emotional dem anderen zuzuwenden.

Es ist deshalb wichtig, weil es Ausdruck unserer Lebendigkeit ist. „Ersparen“ wir uns und unserem Partner unsere Gefühle, denken sie, sie hätten es mit einem Schachcomputer zu tun.

Gefühle sind eine Art Grundausstattung unseres Menschseins und sie geben uns ein warmes menschliches Antlitz im Gegensatz zum Pokerface, der nichts nach außen lässt und alles in sich reinfrisst.

Orientierung durch Gefühle

Je besser wir unsere Gefühle kennen, desto klarer wird unser Leben. Gedankenschleifen kommen gar nicht erst in Fahrt, wenn wir uns bewusster über unsere Gedanken und Gefühle werden.

Trauer, Angst und Wut helfen uns, uns in unserer Welt zu orientieren. So hilft uns die Trauer etwas loszulassen, was wir verloren haben.

Die Wut zeigt uns, dass etwas nicht stimmt und wir etwas gegen das Unrecht oder die unfairer Behandlung vorgehen müssen.

Sobald wir genau wissen, dass wir wütend sind und nicht nur „irgendwie frustriert und genervt“, können wir auch erkennen, dass unsere Gefühle gar nicht verletzt werden können. Wer könnte unsere Wut verletzen? Unsere Angst?

Kränkungen – verletzte Gefühle – sind ein Phänomen auf der Ebene deiner Glaubenssätze und nicht auf der Gefühlsebene. Eine wunderbare Methode, um diese Kränkungen zu bearbeiten, ist The Work of Byron Katie. Eine Selbstcoaching-Methode, die ich an anderer Stelle ausführlich beschreibe.

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Warum man seine Gefühle nicht zeigen kann

Wenn Menschen Probleme damit haben, ihre Gefühle zu zeigen, dann deshalb, weil sie mit dem Ausdruck ihrer Gefühle oftmals in ihrem Leben Ablehnung erfahren haben und auf Widerstand gestoßen sind.

Viele Eltern können mit den Gefühlen ihrer Kinder nicht umgehen und „erziehen“ sie dahin, dass diese ihre problematischen Gefühle nicht mehr offen zeigen: Trauer, Angst, Wut, ja, und selbst die Freude wird nicht immer gern gesehen.

„Freu dich nicht zu früh!“ heißt es in manchem Elternhaus. Und wenn sich das Kind „zum richtigen Augenblick“ über ein Geschenk oder eine Anschaffung freut, heißt es: „Wer weiß, wie lange das hält!“

Redensarten können so richtig bescheuert sein und uns das Leben schwer machen. Vor allem: auch sie sorgen dafür, dass wir bestimmte Gefühlsausdrücke nicht mehr zeigen, sie unterdrücken und am Ende unsere Gefühle gar nicht mehr spüren.

Wenn du durch jahrelange Unterdrückung deiner Gefühle diese nicht mehr zeigen kannst, aber willst, der fang zunächst damit an, sie wieder zu fühlen. Ganz für dich allein. Lerne zu unterscheiden zwischen einem Gefühl und seinem Ausdruck.

Wenn du beispielsweise mehr emotionale Nähe zu deinem Partner suchst, dich aber nicht aufdrängen möchtest: Wie fühlt sich dieser Wunsch an? Spürst du dein Herz? Was macht die Atmung? Wie fühlt sich die Spannung in deinem Körper an?

Wenn du all diese und weitere Empfindungen spürst: Welches Gefühl ist es? Wut? Angst? …

Aber wie kann ich meine Gefühle zeigen?

Die Frage, wie man seine Gefühle zeigen kann, ist schwer zu beantworten. Es gibt kein richtig oder falsch. Jeder kann seinen Weg finden. Du musst nur wissen, dass Gefühle zeigen keine Schwäche ist, sondern das Gegenteil: Stärke.
 
Wer seine Gefühle nicht zeigt, hat Angst sie zu zeigen. Und diese Angst hat etwas mit seinem Selbstbild zu tun. Gerade Männer erwarten von sich selbst weniger offensichtliche Gefühlsregungen. Sie wollen nicht nur Gefühle unter Kontrolle haben. Die Angst dahinter ist die Angst, andere Männer könnten ihn für einen Warmduscher halten.
 
Wer diese Angst überwindet und seine Gefühle zeigt, der zeigt gleichzeitig auch viel Stärke.
 
Es gibt kein Erfolgsrezept, wie man seine Gefühle zeigen kann. Wichtig ist aber, sich erst einmal über seine Gefühle klar zu werden, bevor man sie ausdrückt.

 

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