Glaubenssätze in Beziehungen

Glaubenssätze in Beziehungen

Loslassen für mehr Nähe

Hinter unserer Fähigkeit, Nähe zu halten und Distanz zu wahren, stecken Glaubenssätze über sich selbst, den Partner und Beziehung. Welche Glaubenssätze beeinflussen deine Beziehung?

Glaubenssätze in Beziehungen haben einen immensen Zündstoff für Krisen

Wenn wir uns in unserer Partnerschaft zu lange gegenseitig vernachlässigen oder überfordern, wächst die Sehnsucht nach Nähe und Intimität. Nur Menschen mit einem abweisend-vermeidenden Bindungsstil zucken die Schulter: „Um was geht’s?“ und lassen jedes Bedürfnis nach Austausch abblitzen.

Zwar wollen viele es dem Lebenspartner recht macht, aber vielen gelingt es nicht. Der gute Wille allein scheint nicht zu reichen. Die Partner reden aneinander vorbei. Jeder hat eine andere Vorstellung von emotionaler Verbundenheit und reden aneinander vorbei.

Für den einen bedeutet es schlicht, sich über den Alltag, über seine Gefühle und Bedürfnisse auszutauschen, über die großen und kleinen Themen des Alltags; nichts Wichtiges, aber Bewegendes.

Der andere erlebt emotionale Nähe in Momenten körperlicher Intimität. Für beide fühlt es sich nach Liebe an.

Vielleicht bedeutet es das ungezwungene Aufeinander-Beziehen, das gemeinsame Abendessen oder ein Beisammensein bei Kerzenschein. Für die anderen sind es körperliche Berührung, ein gemeinsames Bad oder schlichtweg Sex.

Wenn wir auf die Auseinandersetzungen mit dem Partner zurückblicken, dann scheint ihm der Wille und die Bereitschaft zu fehlen, auf unsere Sicht der Dinge einzugehen. Manchmal interpretieren wir sein Verhalten als Bösartigkeit, manchmal als Unvermögen.

Irgendwann arrangieren wir uns mit ihm. Auch weil wir längst eingesehen haben, dass wir es selbst nicht besser hinkriegen.

Bei diesen konfliktreichen Gesprächen stehen wir immer auf verlorenem Posten, wenn wir nicht wissen, was wir vom Partner wollen, nicht unsere eigenen Gedanken und Glaubenssätze kennen und diese nicht formulieren können.

Lerne zu sagen, was dich berührt und bewegt.

Natürlich glaubt jeder zu wissen, was er denkt und seine Glaubenssätze zu kennen. Aber wissen wir das wirklich? Wie oft sagen wir in einem Zwiegespräch oder Streit: „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll?!“

Sind wir uns aller auch widersprüchlichen Einstellungen bewusst? Was wissen wir über unser Verhalten, das den Partner in Rage bringt oder ihn verstummen lässt – für Wochen?

Von der Theorie zur Praxis

Glaubenssätze

Jede Theorie ist grau. Vertiefe dein Wissen und lerne, wie Glaubenssätze im Alltag wirken. Eine praktische Übung.

Glaubenssätze steuern uns

Glaubenssätze sind die unbewussten Handlungsanweisungen, an denen wir unser Leben ausrichten. Die uns bestimmte Dinge tun und andere vermeiden lassen.

Glaubenssätze in Beziehungen sind wie Leitplanken, die unser Leben und Liebe in eine bestimmte Richtung führen.

Sie sind  die Ursache für unsere Eifersucht. Sobald du deine Glaubenssätze über Beziehungen und die Liebe kennst, wird sich automatisch dein Beziehungsstress und deine Eifersucht dauerhaft reduzieren.

Eifersucht und Vorstellungen über Beziehungen hängen eng zusammen. Wer seine Eifersucht in den Griff kriegen will, muss seine Glaubensätze kennen und bearbeiten.

Nicht nur, dass unsere Mitmenschen anderer Meinung sind, sondern ihr Verhalten weicht von unseren Vorstellungen ab, wie sie sich in unseren Augen verhalten sollten. Sie machen nicht das, was wir von ihnen erwarten.

Wie ist das bei dir und deiner Eifersucht? Wird deine Eifersucht getriggert, weil sich dein Partner nicht so verhält, dass du dich ruhig und sicher fühlst?

Wofür brauchen wir Glaubenssätze?

Glaubenssätze dienen dazu, sich in seiner Umwelt zurechtzufinden, Zusammenhänge und Ursachen zu erklären (z.B. „Das liegt bei uns in der Familie.“), Verhalten zu rechtfertigen („Ich muss auch mit anderen Frauen schlafen können, sonst fühle ich mich in meiner Freiheit eingeengt“) oder sie setzen uns Grenzen, die uns beispielsweise eine gewisse Sicherheit geben („Ich darf mich nicht streiten, sonst verlässt mich mein Partner.“)

Ein Glaubenssatz gibt uns Sicherheit, Orientierung und – auf der anderen Seite – engt er uns gleichzeitig ein.

In ihrer Gesamtheit sind Glaubenssätze das gedankliche Milieu eines jeden. Sie verantworten unser Verhalten, unsere Verhaltensmuster und körperliche Reaktionen. Da alles Denkbare gedacht werden kann und der Mensch bei seiner Geburt ein immenses Lernpotential mit auf die Welt bringt, entstehen wir als einzigartiges Individuen mit ganz eigenen Glaubenssätzen, Überzeugungen und Kombinationen. Diese Überzeugungen spielen als Glaubenssätze in Beziehungen eine maßgebliche Rolle in der Gestaltung unserer Partnerschaft und Liebe.

Die meisten Glaubenssätze bilden sich in der Kindheit. Wir verarbeiten unsere Erfahrungen mit den Eltern, anderen Erziehern und unseren Freunden, und dampfen diese Erfahrungen in Form von Sätzen ein. Glaubenssätze sind formulierte Lebenserfahrungen.

Oft lassen sie sich komplexe Beschreibungen von Situationen „runterbrechen“ auf Formulierungen wie „Andere sind ihm/ihr wichtiger als ich“ oder „Ich zähle einfach nicht!“

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Individuen und Typen

Alle einzelnen Glaubenssätze jeden Individuums „passen“ gut zusammen. Eine fremdenfeindliche und eine -freundliche Einstellung kommen selten in einer Person zusammen. Zumindest nicht nach außen hin.

Auch die Überzeugung, dass man in der Kindererziehung streng sein sollte, damit aus dem Nachwuchs etwas wird, verträgt sich nicht mit einer Wird-Schon-Werden-Haltung. Glaubensätze wie „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ oder „Eine Ohrfeige hat noch keinem geschadet.“ hört man eher aus dem Mund eines strengen Erziehers.

Folglich kommen in einer Person Glaubenssätze zusammen, die zusammen passen. Sie bilden eine Art Cluster. So entstehen Typen und Charaktere mit ihren typischen Überzeugungen.

Wie im Kleinen, so im Großen. Bestimmte Bevölkerungsgruppen haben bestimmte Glaubenssätze und Vorstellungen von ihrem Leben, was sie gegebenenfalls bis aufs Blut verteidigen.

Diese Glaubenssätze sind relativ konstant und bleiben auch konstant. Durch die ständige Wiederholung in Gesprächen bestätigen wir uns in unserer gemeinsamen Meinung, die sich innerhalb einer sozialen Gruppe oft nur in Nuancen unterscheiden.

Ohne Glaubenssätze würden wir nicht ständig rechthaben wollen.

Zwar sammelt unser Geist Überzeugungen, die zusammenpassen – aber es gibt immer ein paar Ausreißer. Also Gedanken, die gar nicht so recht zu unseren sonstigen Überzeugungen und Meinungen passen. Glaubenssätze in Beziehungen betreffen unsere Klischees über das andere Geschlecht und unsere Überlegungen, wie man eine Partnerschaft gestaltet.

 

Glaubenssätze machen uns einzigartig

Männer und Frauen kennen das Phänomen, vom Partner absolute Treue zu erwarten, aber sich selbst das Recht zum Flirt oder mehr herauszunehmen.

Dabei erleben sich die Betroffenen nicht unbedingt als widersprüchlich. Sie leben und erleben ihre Gefühle, sobald sie auftauchen.

Wenn sie eifersüchtig sind, dann haben sie Angst vor einer Trennung und werden wütend. Wenn sie flirten, dann sind sie charmant und interessiert, vielleicht witzig, und vertiefen sich in die emotionale Nähe.

Glaubenssätze geben Bedeutung​

Das, was um uns herum passiert, bekommt durch Glaubenssätze eine gewisse Bedeutung. Menschen betrachten und bewerten das Leben durch die Brille ihrer Überzeugungen.

Jede aktuelle Beziehung wird durch diese Brille bewertet. Zum Beispiel hat jeder von uns eine bestimmte Vorstellung über Nähe oder Distanz zum Partner. Wenn wir der Überzeugung sind, dass sich die Partner in einer Beziehung viel Freiheiten lassen sollen, dann engen uns zu viele Erwartungen des Partners an gemeinsame Aktivitäten schnell ein.

Wenn dein Partner oder deine Partnerin fremd geht, dann ist das vielleicht das Problem. Aber es ist nicht das, was wirklich schmerzt. Um herauszufinden, was tatsächlich weh tut, frage dich: Welche Bedeutung hat das Fremdgehen für mich? Welche Glaubenssätze hängen daran? Was macht mir Angst?

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Unsere Überzeugungen lassen sich durch wiederholt ausgesprochene Gegenüberzeugungen (Affirmationen) verändern, oder aber wir können sie durch eine tiefergehende Veränderungsarbeit wie mit The Work of Byron Katie loslassen.

Die Glaubenssätze, die dahinter stecken, könnten lauten: „Ich darf den Menschen, den ich liebe, nicht verlieren!“ – „Wenn er/sie fremdgeht, dann bin ich offensichtlich nicht liebenswert!“ – „Andere Menschen sind viel interessanter als ich!“ – „Wenn er/sie untreu ist, dann liebt er/sie mich nicht mehr!“

Welche Überzeugung auf dich zutrifft – und ob überhaupt –,  muss natürlich von Fall zu Fall untersucht werden.

Glaubenssätze sind eine Art Bewertungs- und Bedeutungsinstanz. Sie geben unserem Handeln einen Sinn, begründen unser Verhalten und sind zugleich die Rechtfertigung und Erklärung für unser eifersüchtiges Handeln. Wenn wir beispielsweise glauben, dass uns unser Partner sowieso irgendwann verlassen wird, leben wir ständig in Angst, und wir reagieren höchst empfindlich auf Verdachtsmomente.

Gedanken und Gefühle

Negative und positive Gedanken, die wir glauben und für „wahr“ halten, erzeugen Gefühle, und jedes Gefühl zieht eine körperliche Reaktion nach sich. Glaubenssätze als „unsere Wahrheiten“ beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln.

Zum Beispiel: Die „vermutete“ Tatsache (an die wir felsenfest glauben), dass der Partner fremdgeht, erzeugt Wut und das Gefühl von Hilflosigkeit. Es ist aber keine Tatsache, sondern eine subjektive Wahrnehmung. Die ist aber für unseren Verstand genauso real und wahr wie eine Tatsache.

Körperlich reagieren wir mit Anspannung, Enge in der Brust und beschleunigtem Puls. Wir wollen die Nachrichten des Partners lesen, seine Taschen durchsuchen.

Sollte der Partner tatsächlich fremd gegangen sein, dann ist es nicht das Fremdgehen als solches, was unser Herz rasen lässt und den Körper schwer macht, sondern die Angst, den geliebten Menschen zu verlieren, und die Angst, nie wieder einen Partner zu finden, mit dem wir alt werden wollen.

Wie Realität "erfunden" wird

Glaubenssätze sind Gedanken, die sehr individuell sein können oder einen allgemeingültigen Charakter haben. Diese Gedanken werden von uns Menschen als sprachlich formuliertes Abbild der „Realität“ empfunden. Sie sind das Gegenstück zu den Tatsachen.

Allgemeingültige Überzeugungen werden von den meisten Menschen einer Gemeinschaft geteilt und als objektive Wahrheit erlebt. Und objektive Wahrheit wird nicht in Frage gestellt.

Ein Beispiel für eine solche „objektive Wahrheit“ ist der Anspruch auf eheliche Treue. Darüber wird in unserer Gesellschaft (fast) nicht diskutiert. Punkt. Aus. Menschen, die mehrere Frauen oder Männer lieben, sind Ausnahmen, die schief angeschaut werden.

Es ist ein Glaubenssatz, der sich wie ein Naturgesetz anfühlt. Doch beim Blick über die Grenzen der abendländischen Kultur hinaus zeigt sich, dass es kein Naturgesetz sein kann und jede Kultur es auf seine Art und Weise regelt.

In der Regel nehmen wir zuerst unsere Empfindungen und Gefühle wahr. Die Angst, die Wut. Traurigkeit. Sie sind eine Art Alarmsignal, dass etwas nicht stimmt. Doch solange wir nicht darüber nachdenken, wo unsere Wut und Angst herkommen, solange bleiben wir Gefangene in einem Gefühlskäfig.

In diesen eifersüchtigen Momenten, in denen wir aus der Haut fahren könnten vor Wut und eingehen vor Angst, da machen wir unserem Partner die heftigsten Vorwürfe für sein Verhalten.

Der Partner hat unsere Eifersucht hervorgerufen – also soll er sie uns auch wieder nehmen. Dass die eigentliche Ursache aber unsere Glaubenssätze sind, wollen wir in diesen Momenten nicht wahrnehmen.

Das Verhalten deines Partner ist also nicht die Ursache für deine Eifersucht, sondern ein Auslöser, der den ein oder anderen Glaubenssatz „mobilisiert“.

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